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Wiederkehr der Proletarität oder Neustrukturierung...
来自 : www.cddc.vt.edu/digitalfordism 发布时间:2021-03-24
III. Zur Konstitution des marxistischen Klassenkonzepts

Aufgrund der normierenden Wirkung der geschlossenen bzw. monolithischen Form des stalinisierten (Partei-) Marxismus ist der Tatbestand verdr ngt worden, da das von Marx und Engels initiierte wissenschaftlich-politische Projekt ein unvollst ndiges, entwicklungsbed rftiges, L cken aufweisendes, partiell widerspr chliches Werk in permanenter Bewegung ist. Das gilt gerade auch f r die im Anschlu an Marx konzipierte marxistische Klassentheorie, die zu Recht als zentrales Moment des Gesamtwerks begriffen wird. Zwar ist bekanntlich das 52. und letzte Kapitel des dritten Bandesdes Kapitals mit der berschrift Die Klassen unvollendet geblieben, aber die kategorial-methodische Grundlegung des Klassenkonzepts ist in den Schriften von Marx und Engels deutlich genug enthalten. Zun chst gilt es kurz den wesentlichen Unterschied zwischen dem Marxschen Klassenkonzept und der b rgerlichen Schichtungstheorie zu markieren: In den hierarchischen Schichtungsmodellen werden interindividuelle sozial konomische Unterschiede sowie deren subjektive Bewertung anhand ausgew hlter Indikatoren (Einkommen, Beruf, Bildungsniveau, Prestige ect.) deskriptiv erfa t, korreliert, zu Merkmalsklassen geb ndelt und deren empirisch-statistische Verteilung auf eine ausgew hlte Population zu einem bestimmten Zeitpunkt festgestellt. Auf diese Weise erh lt man eine statisch-empiristische Momentaufnahme der sozialstrukturellen Erscheinungsoberfl che unter Verzicht auf eine systematisch entwicklungstheoretisch ausgerichtete Rekonstruktion der sozialen Ungleichheitsverh ltnisse. Im Unterschied dazu ist die Marxsche Klassenkonzeption darauf konzentiert, die strukturierenden Wesensgrundlagen sozialer Ungleichheit in ihrer geschichtlichen Bewegungunsdynamik zu erfassen.

Seine Identit t nun gewinnt die Marxsche Klassenkonzeption aufgrund einer zweifachen Fundierung: A. Historisch-materialistische Fundierung: In der Perspektive des historischen Materialismus ist die spezifisch-menschliche Form der Lebensgewinnung und -erhaltung charakterisiert durch existenznotwendige praktisch-t tige Eingriffe in die u ere Lebensumwelt. D.h. die F higkeit zu bewu t-zweckm iger, werkzeugvermittelter, kooperativ-kommunikativer, naturver ndernder Arbeit ist die evolution r hervorgebrachte gattungsspezifische Bew ltigung des Widerspruchs zwischen vergesellschafteten Menschen und au ermenschlicher Natur, erste Grundbedingung allen menschlichen Lebens, und zwar in einem solchen Grade, da wir in gewissem Sinn sagen m ssen: Sie hat den Menschen selbst geschaffen (MEW 20, S.444).

Kennzeichnendes Merkmal der menschlichen Umweltaneignung in Gestalt gesellschaftlicher Arbeit ist deren Doppelcharakter als zugleich a) Naturverh ltnis und b) zwischenmenschliches Verh ltnis. Indem die Menschen materielle G ter herstellen, produzieren sie gleichzeitig ihre eigenen gesellschaftliche Verh ltnisse: In der Produktion wirken die Menschen nicht allein auf die Natur, sondern auch aufeinander. Sie produzieren nur, indem sie auf eine bestimmte Weise zusammenwirken und ihre T tigkeiten gegeneinander austauschen. Um zu produzieren, tretensie in bestimmte Beziehungen und Verh ltnisse zueinander, und nur innerhalb dieser gesellschaftlichen Beziehungen und Verh ltnisse findet ihre Einwirkung auf die Natur, findet die Produktion statt (MEW 6, S.407).

W hrend als k nstliche Mittler des produktiven Stoffwechselprozesse zwischen vergesellschafteten Menschen und Natur Arbeitswerkzeuge (Arbeitsmittel) fungieren, generieren als k nstliche Mittler der zwischenmenschlichen T tigkeitsabstimmung Zeichensysteme (Sprache) und arbeitsteilige Beziehungsstrukturen. Mit der allm hlichen Steigerung der gesellschaftlichen Produktivkraft und Naturbeherrschung infolge der agrarischen Revolution , der Etablierung erster konstanter Formen der Arbeitsteilung (zun chst zwischen Ackerbau und Viehzucht, sp ter zwischen Handwerk und Ackerbau) und der dadurch erm glichten Erwirtschaftung eines best ndigen Mehrprodukts kommt es schlie lich zur Herausbildung gesellschaftlicher (Re-)Produktionssysteme mit strukturell ungleichen (antagonistischen) Positionen bez glich der Voraussetzungen (Produktionsmittel), Bedingungen (Regulierung des Arbeitsprozesses) und Resultate (erzeugter Reichtum) des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses. In diesem Proze der antagonistischen Verwiderspr chlichung der (re-)produktionsbezogenen zwischenmenschlichen Verkehrsformen verschr nken sich insbesondere zwei konstitutive Ungleichheitsrelationen:

a) die Leistung von Mehrarbeit seitens der unmittelbaren Produzenten und deren Aneignung durch nichproduzierende privilegierte Klassen von Eigent mern (Ausbeutungbeziehung) und

b) die Teilung von unmittelbar-produktiver k rperlicher Arbeit und anleitender sowie allgemeiner (Staatsgesch fte, Justiz, Wissenschaft etc.) geistiger Arbeit (Herrschaftsbeziehung).

In dieser Ausdifferenzierung gegens tzlich-asymmetrischer Klassenpositionen im Gesamtgef ge des gesellschaftlichen T tigkeitssystems - auf der Grundlage des widerspr chlichen Verh ltnisses zwischen der gesellschaftlichen Arbeit und der partikul ren Aneignung des Mehrprodukts - liegt f r Marx der Schl ssel f r die Aufdeckung der Tiefenstruktur der sozialen Ungleichheit. Und damit erschlie t sich ihm auch die Antriebsdynamik der gesellschaftlich-historischen Entwicklung als Dynamik von klassenwiderspr chlich vermittelten Konflikten.

In Lenins ber hmter Klassendefinition werden die von Marx und Engels erarbeiteten wechselseitig korrelierenden Kernmomente des allgemeinen (historisch-materialistischen) Klassenbegriffs pr gnant zusammengefa t: Als Klassen bezeichnet man gro e Menschengruppen, die sich voneinander unterscheiden nach ihrem Platz in einem geschichtlich bestimmten System der gesellschaftliche Produktion, nach ihrem (gr tenteils in Gesetzen fixierten und formulierten) Verh ltnis zu den Produktionmitteln, nach ihrer Rolle in der gesellschaftlichen Organisation der Arbeit und folglich nach der Art der Erlangung und der Gr e des Anteils am gesellschaftlichen Reichtum, ber den sie verf gen. Klassen sind Gruppen von Menschen, von denen die eine sich die Arbeit einer anderen aneignen kann infolge der Verschiedenheit ihres Platzes in einem bestimmten System der gesellschaftlichen Wirtschaft (Lenin 1976, S.410).

Hervorzuheben ist, da mit dieser begrifflichen Bestimmung ein methodologischer Orientierungrahmen existiert, der nicht eindimensional auf das Verh ltnis zu den Produktionsmitteln fixiert ist, sondern der es erlaubt, a) Zwischen- und bergangsklassen zu verorten und b) klasseninterne Differenzierungen zu untersuchen. Es ist schon erstaunlich, da Autoren wie z.B. Giddens (1979), die sich um eine kritische Rekapitulation der Klassentheorie bem ht haben, Lenins Klassendefinition und ihren kategorial-metodischen Gehalt vollst ndig au er Acht lassen.

B. Kapitaltheoretische Fundierung: Die Spezifik der kapitalistischen Produktionsweise und der ihr entsprechenden Produktionsverh ltnisse und Verkehrsformen erforscht Marx mit dem Ziel, das konomische Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft zu enth llen (Marx 1976, S.15f.). Damit rekonstruiert er zugleich den Bildungsproze des zugrundeliegenden asymmetrisch-dialektischen Klassenverh ltnisses in historischer Perspektive. Die konomische Struktur der kapitalistischen Gesellschaft sieht er hervorgegangen aus der konomischen Struktur der feudalen Gesellschaft. Die Aufl sung dieser hat die Elemente jener freigesetzt (ebenda S.743). Einerseits ist die Genese des Kapitals gebunden an die historische Durchsetzung der industriellen Kapitalisten gegen die emp renden Vorrechte der Feudalgewalten sowie die kontraproduktiven Fesseln der Z nfte. Andererseits bildet die qualvolle Hervorbringung des doppelt freien Lohnarbeiters die zweite Grundvoraussetzung der kapitalistischen (Re-)Produktion. Das Kapitalverh ltnis wird somit durch das dialektisch-komplement re Aufeinandertreffen von zwei qualitativ ungleichen Warenbesitzern konstituiert: einerseits Eigner von Geld, Produktions- und Lebensmitteln, denen es gilt, die von ihnen geeignete Wertsumme zu verwerten durch Ankauf fremder Arbeitskraft; andererseits freie Arbeiter, Verk ufer der eigenen Arbeitskraft und daher Verk ufer von Arbeit...Mit dieser Polarisation des Warenmarkts sind die Grundbedingungen der kapitalistischen Produktion gegeben. Das Kapitalverh ltnis setzt die Scheidung zwischen den Arbeitern und dem Eigentum an den Verwirklichungsbedingungen der Arbeit voraus. Sobald die kapitalistische Produktion einmal auf eigenen F en steht, erh lt sie nicht nur jene Scheidung, sondern reproduziert sie auf stets wachsender Stufenleiter (ebenda S.472).

Das Vorhandensein und die best ndige Reproduktion einer Klasse doppelt freier Lohnarbeiter ist folglich Grundvoraussetzung und bleibende Bestandsgarantie des Kapitalverwertungsprozesses. Indem Marx, ausgehend von der Warenanalyse, unter Anwendung der logisch-historischen Methode die Bewegungunsgesetze der kapitalistischen (Re-)Produktion aufdeckt, entwickelt er damit zugleich implizit einen analytischen Leitfaden zur Erforschung der Entwicklungsdynamik der kapitalistischen Sozialstruktur. Hat n mlich das dialektisch-komplement re Zusammentreffen von Kapitaleignern und doppelt freien Lohnarbeitern den Kapitalverwertungsproze erst einmal in Gang gesetzt, fungiert die selbstbeschleunigende Verwertungslogik des Kapitals - vergegenst ndlicht in den auf Profitmaximierng bedachten Handlungsstrategien der konkurrierenden Einzelkapitale - fortan als Strukturierungs- und Gestaltungsgrundlage der formationsspezifischen Klassen- und sozialen Ungleichheitsverh ltnisse:

1) Aufgrund der konkurrenzvermittelten Dialektik der Einzelkapitale generieren (gesamt-)kapitalimmanente Differenzierungsprozesse (Konzentration und Zentralisation; Monopolbildung; Verflechtungen etc.) und bewirken einen strukturellen und funktionalen Wandel der Kapitalistenklasse (Monopolbourgeoisie; Finanzkapital; mittlere und Kleinbourgeoisie; Managerschicht; Kapitalgruppen etc.).

2) Das Ensemble der konkurrenzf rmigen einzelkapitalistischen Profitmaximierungsstrategien bt in seiner Totalit t einen fortw hrenden strukturiernden Einflu auf die qualitativen und quantitativen Angebots- und Nachfrageverh ltnisse des Arbeitsmarktes sowie auf die jeweils konkreten betrieblichen Nutzungsmodalit ten der Arbeitskr fte und deren kooperativen Organisationsformen aus. Infolgedessen befindet sichdie Struktur der Lohnarbeiter in einem kontinuierlichen Wandlungsproze , der selbstverst ndlich Qualit tsspr nge aufweist. Im einzelnen sind hier folgende Aspekte/Dimensionen zu unterscheiden:

a. Stofflicher Aspekt: Der Zwang zur permanenten Umw lzung/Effektivierung der Produktions- und Absatzmethoden (Einf hrung neuer arbeitsrelevanter Technologien; arbeitsorganisatorische Ver nderungen; Erschlie ung g nstigerer Einkaufs- und Verkaufsm glichkeiten etc.) zwecks Senkung des individuellen Warenwerts unter den gesellschaftlichen Durchschnittswert ver ndert die konkrete Anforderungsstruktur der Lohnarbeit und damit die Nachfrage nach Arbeitskr ften entsprechender (betrieblich-funktionaler) G te. Infolgedessen kommt es - in Anbetracht des stummen Zwangs der konomischen Verh ltnisse - zu einem widerspr chlich-selektiven Profilwandel der Arbeitskraftanbieter in den Dimensionen: Qualifikation, Anpassungsbereitschaft, Verf gbarkeit. In die gleiche Richtung wirkt die Ver nderung der Branchenstruktur infolge von Kapitalwanderungsprozessen aufgrund unterschiedlicher Profitratenentwicklung.

b. Expansiver Aspekt: Im Zuge der Weltmarktherstellung und der Globalisierung kapitalistischer (Re-)Produktionsverh ltnisse geraten immer gr ere Menschenmassen in den Sog der Dialektik von Lohnarbeit und Kapital. Im Rahmen dieser Ausdehnungsprozesse werden auch die Arbeitsmarktprozesse internationalisiert und zugleich segmentiert. Da in Abh ngigkeit vom variierenden national-gesellschaftlichen Produktivit ts- und Intensit tsgrad unterschiedliche Wertsummen produziert werden, entwickeln, verfestigen und vertiefen sich divergierenden Einkommens- und Existenzverh ltnisse zwischen den einzelnen Nationen des konkurrenzf rmigen kapitalistischen Weltsystems. Zudem findet eine schubweise kapitalistische Durchdringung tendenziell s mtlicher Lebenssph ren au erhalb der Industrie statt. Dieser Proze der inneren und u eren Kapitalexpansion mit dem Resultat der Diversifizierung von Lohnarbeitsformen sowie der Herausbildung von inter-nationalen Ungleichheitsverh ltnissen wird erg nzt durch die Ausdehnung von staatlichen Vermittlungs- und Regulierungst tigkeiten infolge der Komplexit tszunahme der kapitalistischen (Re-)Produktion und ihrer nachlassenden Selbstregulierungsf hikeit (Zunahme der Staatsbesch ftigten ).

c. Akkumulations- und krisenzyklischer Aspekt: Das allgemeine Gesetz der Akkumulation sowie deren krisenzyklische Bewegung beinhalten die Tendenz zur permanenten Erzeugung von Disproportionen im Verh ltnis von Arbeitskr fteangebot und -nachfrage. Entsprechend generieren zwischen dauerhaft Besch ftigten (unbefristete Normalarbeitsverh ltnisse ), marginalisierten Lohnabh ngigen (Teilzeit-, befristete und sporadische Arbeitsverh ltnisse) und dauerhaft Ausgegrenzten lagespezifische Disparit ten in je konkret-historischer Gestalt. Marx analysiert die relative berbev lkerung bzw. die industrielle Reseverarmee in ihrer fl ssigen, latenten und stockenden Form und rechnet zur letzteren, neben dem eigentlichen Lumpenproletariat (Vagabunden, Verbrecher, Prostituierte), Arbeitsf hige, Waisen- und Pauperkinder und schlie lich Verkommene, Verlumpte und Arbeitsunf hige. Es sind namentlich Individuen, die an ihrer durch die Teilung der Arbeit verursachten Unbeweglichkeit untergehn, solche, die ber das Normalalter eines Arbeiters hinausleben, endlich die Opfer der Industrie, deren Zahl mit gef hrlicher Maschinerie, Bergwerksbau, chemischen Fabriken etc. w chst, Verst mmelte, Verkrankte, Witwen etc. Der Pauperismus bildet das Invalidenhaus der aktiven Arbeiterarmee und das tote Gewicht der industriellen Reservearmee (Marx 1976, S.673).

Im Kapitalismus der Gegenwart hat sich chronische Massenarbeitslosigkeit von gut bis hochqualifizierten Normalarbeitskr ften als strukturelles Ph nomen mit der Tendenz zur Herausbildung einer Schicht von Dauerarbeistlosen verfestigt. Alles spricht daf r, da die soziale Schicht der Dauerarbeitslosen im vereinten Deutschland in naher Zukunft quantitativ und damit auch gesellschaftspolitisch an Gewicht zunehmen wird (Kronauer u.a. 1993, S.237). d. Konfliktorischer Aspekt: Der fallweise Widerstand von Lohnabh ngigen gegen bestimmte Ausbeutungs- und Herrschaftsaspekte und die Reaktion/Antizipation der Kapitaleigner bez glich dieser Widerstandsaktivit ten bt einen gravierenden Einflu auf die konkrete Ausformung der Klassenbeziehungen und klassenm igen Arbeits- und Existenzverh ltnisse der Lohnabh ngigen aus. D.h. die klassendialektische Dynamik wirkt als selbstorganisierender Faktor der sozialen Strukturierung.

Das betrifft zum einen die historisch-moralische Dimension der Reproduktionsbedingungen der Arbeitskr fte: Wie Marx (1976, S.185) hervorhob, ist der Umfang sog. notwendiger Bed rfnisse, wie die Art ihrer Befriedigung, selbst ein historisches Produkt und h ngt daher gro enteilsvon der Kulturstufe eines Landes, unter andrem auch wesentlich davon ab, unter welchen Bedingungen, und daher mit welchen Gewohnheiten und Lebensanspr chen die Klasse der freien Arbeiter sich gebildet hat. Zm anderen ist hier auf die von den Arbeiterbewegungen erk mpften sozialen und politischen B rgerechte zu verweisen, die historisch - mit Blick auf die entwickelten kapitalistischen Zentren - zumindest eine partielle Selbst-Deproletarisierung bewirkt haben, ohne freilich die Bestimmung der Lohnarbeiter als objektiv ausgebeutete, beherrschte und existenziell vom Wohl und Wehe der Kapitalbewegung entscheidend abh ngige Klasse aufheben zu k nnen.

Die allgemeine, historisch-materialistisch und kapitaltheoretisch fundierte Klassenkonzeption von Marx und Engels enth lt in begrifflicher Hinsicht vier Hauptmerkmale, die E.O.Wright (1985, S.239f.) folgenderma en skizziert hat:

1. Klasse ist ein relationaler Begriff. Klassen werden nicht durch ihre Eigenschaften als solche definiert, sondern durch ihr Verh ltnis zu anderen Klassen.

2. Diese Verh ltnisse sind antagonistisch, nicht symmetrisch und reziprok.

3. Die objektive Grundlage dieser antagonistischen Interessen ist Ausbeutung.

4. Das Geheimnis der Ausbeutung ist in der gesellschaftlichen Organisation des Produktionssystems zu suchen, insbesondere in der Art und Weise, wie Besitz und Kontrolle der Produktionsmittel strukturiert sind.

Im Unterschied zu Wright, der hnlich wie Giddens bei Marx einen unzureichend vermittelten Dualismus von a) abstraktem (polarisiertem) Klassenschema und b) komplexer (multiph nomenaler) Beschreibung von konkreten Klassenakteuren konstatiert, ist m.E. aber die sozialstrukturanalytische Potenz der Marxschen Kapitalanalyse in den oben beschriebenen Dimensionen als wissenschaftlicher Kern der modernen Klassentheorie st rker zu gewichten. Allerdings sind Unzul nglichkeiten und Schwachstellen bez glich der Behandlung der Klassenfrage im Gesamtwerk von Marx und Engels nicht zu ignorieren. Im Sinne einer kritischen Rekonstruktion und Weiterentwicklung der marxistischen Gesellschaftstheorie gilt es, neben der Herausarbeitung der tragf higen Fundamente der Marxschen Klassenkonzeption, diese Schwachstellen deutlich zu machen und zu berwinden, anstatt sie zum willkommenen Anla zu nehmen, die marxistische Klassentheorie pauschal zu verwerfen und durch moderne Surrogate zu ersetzen. Entgegen der dialektisch-historischen Grundsubstanz ihres Denkens lassen sich im Werk von Marx und Engels folgende (klassen-)theoretischen M ngel feststellen:

1) In einer Reihe von Klassikertexten ist eine Tendenz zur berverallgemeinerung unverkennbar, indem die konkret-empirische Gestalt des fr h- bzw. konkurrenzkapitalistischen (Industrie-)Proletariats als Grundlage f r zukunftsbezogene Extrapolationen und tendenzielle Gesetzesaussagen dient. Im Interesse der Konstruktion von Proportionalit tsgleichungen bleiben a) konkurrenzbedingte Desintegrationsprozesse innerhalb der Arbeiterklasse und b) die M glichkeit zuk nftiger Qualit tsspr nge in der Ausgestaltung des Widerspruchsverh ltnisses zwischen Lohnarbeit und Kapital (im Sinne des konfliktorischen Aspekts; vgl. auch Anmerkung 19) ausgeblendet bzw. werden als nebenrangig vernachl ssigt.Exemplarisch sei hier auf folgende Aussage von Marx (1976, S.790f.) verwiesen: Mit der best ndig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses (produktionstechnischen und -organisatorischen, H.K.) Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, w chst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Emp rung der stets anschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse. Auf diese Weise wird der Verbreitung und dogmatischen Verfestigung von simplifizierenden und einseitigen Verelendungs- und Homogenit tsauffassungen (in Mi achtung des mehrdimensionalen dialektischen Gesamtkontexts der Klassenkonzeption) eine Ankn pfungsm glichkeit geliefert.

2) Bei der Bestimmung der historischen Mission der Arbeiterklasse wird unvermittelt und mechanisch - mit Hilfe des Postulats einer zwangsl ufigen Gesetzm igkeit - von der objektiven (sozial- konomisch determinierten) Lage auf die subjektive Bewu tseins- und Handlungsebene kurzgeschlossen . D.h. in Ermangelung einer Subjektivit tskonzeption springen Marx und Engels von der strukturtheoretischen auf die handlungstheoretische Ebene und leiten das revolution re Proletariat zun chst abstrakt-dialektisch (philosophisch), sp ter konomisch ab. So hei t es in der Heiligen Familie : Es handelt sich nicht darum, was dieser oder jener Proletarier oder selbst das ganze Proletariat sich einstweilen vorstellt. Es handelt sich darum, was es ist und was es diesem Sein gem geschichtlich zu tun gezwungen sein wird. Sein Ziel und seine geschichtliche Aktion ist in seiner eigenen Lebenssituation wie in der ganzen Organisation der heutigen b rgerlichen Gesellschaft sinnf llig, unwiderruflich vorgezeichnet (Engels, Marx 1973, S.38).

Und im Manifest der Kommunistischen Partei von 1848 hei t es: Der Fortschritt der Industrie, dessen willenloser und widerstandsloser Tr ger die Bourgeoisie ist, setzt an die Stelle der Isolierung der Arbeiter durch die Konkurrenz ihre revolution re Vereinigung durch die Assoziation. Mit der Entwicklung der gro en Industrie wird also unter den F en der Bourgeoisie die Grundlage selbst hinweggezogen, worauf sie produziert und die Produkte sich aneignet. Sie produziert vor allem ihren eigenen Totengr ber. Ihr Untergang und der Sieg des Proletariats sind gleich unvermeidlich (MEW 4, S.473f.).

Diese deterministische Ableitung der historischen Mission der Arbeiterklasse ist es, die sp ter im Diskurs der II.Internationale und im stalinisierten Parteimarxismus der kommunistischen Bewegung zum Fetisch erhoben worden ist, statt Ansporn zu sein zur wissenschaftlich-kritischen Weiterentwicklung des vorgefundenen Marxismus z.B in Richtung auf einen kulturellen Materialismus wie bei Gramsci oder in Richtung auf die Ausarbeitung einer materialistischen (T tigkeits-)Psychologie wie bei der Kulturhistorischen Schule (Wygotski, Leontjew, Lurija, Galperin u.a.). Im klassischen Marxismus fehlt folglich eine konsistente theoretische Konzeption der komplizierten Eigenlogik sowie der M glichkeitsbedingungen praktisch-kritischer revolution rer T tigkeitsentwicklung auf der Grundlage der dialektischen Verschr nkung von objektiven (gesellschaftlichen) Bedingungen und subjektiver (psychischer) Beschaffenheit/Eigengesetzlichkeit der gesellschaftlichen Individuen .

Dennoch ist aber m.E. folgende Einsch tzung zutreffend: Eine an den Grundkategorien der Marxschen Kapitalismusanalyse orientierte Klassenanalyse wird nicht dadurch irrelevant, da bestimmte Annahmen Marx ber die Entwicklung des Kapitalismus nicht eingetreten sind; oder deshalb, weil einige Textstellen teleologische oder gar eschatologische Lesarten nahelegen. Entscheidender Pr fstein f r die Relevanz der Klassenanalyse bleibt der Nachweis, da zentrale strukturelle und dynamische Merkmale der kapitalistischen Produktionsweise (verallgemeinerte Warenproduktion, Lohnarbeit, Kapital, Kapitalakkumulation, inh rente Neigung zur berproduktion) noch auf die gegenw rtige Produktionsweise zutreffen (Teschner 1989, S.6).

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发布于 : 2021-03-24 阅读(0)